(1084) Deutschland Europameister bei Geringverdiener-Anteil
(1081) Internationale Umfrage: China größte Bedrohung der globalen Stabilität
(1080) ZEW-Konjunktur-Indikator fällt wieder
(1079) Die Sorgen der Menschen
(1077) Die Weisheit des Ober-Wirtschaftsweisen
(1076) Großhandelspreise mit 7,1 % höchste Jahresteuerungsrate seit 26 Jahren
(1075) Ackermann gegen Verschärfung der Bankenaufsicht
(1074) Der IWF sieht nun auch schwarz
(1073) Die Kreditkrise, der deutsche Export und die Wirtschaftsbeurteilung der Deutschen
(1072) Schon 240 Mrd Dollar abgeschrieben
(1071) Industrieproduktion im Februar 2008
(1070) Die Lohndrücker sind wieder unterwegs
(1069) Europas Wirtschaftsschicksal läßt sich nicht von dem der größten Weltwirtschaft abkoppeln
(1068) Teilweise Entglobalisierung des Nahrungsmittelhandels?
(1067) Wo bleibt denn der angekündigte Konsumboom, Herr Bundeswirtschaftsminister?
(1066) Schlapper Frühjahrsaufschwung am Arbeitsmarkt
(1065) Staatsfonds immer fetter (deutsches BIP mal 2,6 in 2015?)
(1063) Deutschland in der Exportfalle: Immer schlechtere terms of trade
(1062) Chinesisches Energiesparen: Bei uns, nicht in China
(1061) Noch immer vom großen US-Bruder lernen?
(1060) Deutschland und der Weltexport
(1058) Banken - Zu groß für die Pleite
(1057) Wie China die Rohstoffpreise weltweit treibt
(1055) OECD - Berechtigter Optimismus?
(1054) Aus der kinderlosen Familie in die knappe Rente und dann ins Pflegeheim?
global news 1084 19-04-08:
Deutschland Europameister bei Geringverdiener-Anteil
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Eine neue Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) bestätigt jetzt die Entwicklung zu immer mehr Geringverdienern. Danach ist innerhalb nur eines Jahrzehnts der Anteil der Geringverdiener von 15 auf 22 Prozent oder 6,5 Millionen gestiegen. Damit lag Deutschland schon 2005 knapp über dem britischen Niveau (Abb. 13392). In Frankreich war die Quote gerade mal halb so hoch wie hierzulande, in Dänemark war sie noch niedriger. In Deutschland könnte der Niedriglohn-Sektor bald größer sein als in den USA. Drei Viertel der Betroffenen haben eine Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss. 68 Prozent der Geringverdiener sind Frauen, 46 Prozent sogar Vollzeit-Beschäftigte. Sie arbeiten im Gastgewerbe (63 Prozent), im Einzelhandel (40 Prozent) und sonst im Dienstleistungsbereich (36 Prozent).

Für mehr dazu siehe Kapitel 3 meines neuen Buches „Globalisierung: Legende und Wahrheit".
(bitte auch Startseite besuchen)global news 1083 17-04-08:
Da zahlen wir wieder für ein Wirtschaftsgutachten voller Ungereimtheiten, das nicht das Papier wert ist
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Die Bundesregierung finanziert aus unseren Steuern über den Haushalt des Bundeswirtschaftsministeriums, der dafür 41 Millionen Euro vorsieht, die Wirtschaftsforschungsinstitute. Die produzieren dann teuere Gutachten und stützen damit meist die politische Linie des Bundeswirtschaftsministers und der Bundesregierung.
Beim diesjährigen Frühjahrsgutachten mußte ganz besonders getrickst werden. Denn die Aussichten sind nicht gut, doch die Institute haben das Wachstum für 2008 und 2009 noch um fast ein halbes Prozent höher als noch vor wenigen Tagen der IWF angesetzt (Abb. 14125).

Wichtig war ihnen vor allem die angeblich frohe Botschaft vom Arbeitsmarkt, die auch prompt den erwarteten prominenten Einzug in die Medien gefunden hat: Trotz des geringeren Wirtschaftswachstums profitiere der Arbeitsmarkt: Die Zahl der Arbeitslosen werde 2008 auf rund 3,2 und im Jahr 2009 auf 2,97 Millionen sinken. Also ganz knapp aber immerhin wie ein Ramschpreis unter die magische Marke. Da kann man dann die Wachstumsabschwächung bequem wegstecken, obwohl beides -Wachstumsabschwächung und Rückgang an Arbeitslosigkeit - eigentlich nicht zusammenpaßt, wie jeder Laie merken wird!
Diese Botschaft vom Arbeitsmarkt wird aber auch schon deshalb plaziert, um die gesamte Wachstumsprognose abzustützen. Denn die hängt bei fallenden Exporten von einem Anspringen des Konsums privater Haushalte ab und der wiederum wird trotz der hohen Inflation von der Belebung am Arbeitsmarkt erwartet. Es ist geradezu gespenstisch, wie sich die Institute Jahr für Jahr mit der Lüge des anspringenden privaten Konsums an den Realitäten vorbeimogeln. Diesmal ist der Unterschied zum IWF vor allem für 2009 mit einem IWF-Plus von nur 0,3 % und einem viermal größeren Plus der Institute von 1,2 % geradezu haarsträubend (Abb. 14126).

Warum schätzen die Institute die Konsumlaune der Deutschen immer wieder und offensichtlich absichtsvoll falsch ein? In ihrem vorjährigen Gutachten hatten sie für 2007 einen Zuwachs von 0,9 % erwartet, doch herausgekommen war ein Minus von 0,4 % und dies noch vor dem eigentlichen Anspringen der konsumdämpfenden Inflation. Für dieses Jahr hatten sie sogar einen total unrealistischen Zuwachs von 2,1 % prognostiziert.
Die Institute können solches Falschgeld nur mit einer weiteren Lüge liefern, die den Arbeitsmarkt betrifft. Da wird einerseits unterschlagen, daß die neuen Arbeitsplätze meist unsichere Zeitverträge und niedrigbezahlte Jobs sind, die das Geld im Portemonaie nicht lockerer sitzen lassen. Andererseits liegt der Rückgang der Arbeitslosigkeit an einer demographisch bedingten Abnahme des Arbeitsangebots und an statistischen Manipulationen, die beide ebenfalls die Massenkaufkraft nicht hochtreiben können. Um das Lügenspiel mit dem Arbeitsmarkt dann noch vollkommen zu machen, haben die Institute einen dramatischen und nicht erklärten Rückgang des Zuwachses an Arbeitsproduktivität von 0,8 % in 2007 auf nur noch 0,2 % in 2008 angenommen, was mehr Nachfrage nach Arbeit schaffen würde, wenn es zuträfe.
Nur so kommt die irreführende "frohe Botschaft" vom Arbeitsmarkt heraus und dann die erst recht irreführende Botschaft erheblich anspringender Konsumausgaben: "Insbesondere ist damit zu rechnen, dass die privaten Konsumausgaben nach der lang anhaltenden Flaute spürbar ausgeweitet werden. Dafür spricht, dass die Beschäftigung weiter zunimmt." Nun klingt die Botschaft vom Konsumboom in Zeiten hoher Inflation noch unglaubwürdiger als die schon als falsch überführten früheren Botschaften dieser Art. Und das verlangt dann auch noch eine weitere waghalsige Annahme, nämlich ein starker Rückgang der Inflationsrate von 3,1 % im März auf einen Jahresdurchschnitt von nur noch 2,3 %, was entgegen allen internationalen Erwartungen für den Rest des Jahres nur noch einen Durchschnitt von 2,1 % zulassen würde.
Da ist jedenfalls der IWF in seiner Beurteilung der deutschen Wirtschaftslage erheblich ehrlicher. Allerdings bekommt er sein Geld auch nicht aus dem Haushalt des Bundeswirtschaftsministers. Und so kann denn Bundesminister Glos zufrieden feststellen: "Das klare Plädoyer der Forschungsinstitute für eine Fortsetzung unseres Reformkurses - auf dem Arbeitsmarkt, bei der Haushaltskonsolidierung und der Steuerpolitik - begrüße ich ausdrücklich."
Übrigens, in ihrer harschen Kritik an der weit unter der Inflation liegenden minimalen Rentenerhöhung von 1,1 % merken die Institute nicht einmal, daß ihnen diese Erhöhung bei ihrer unrealistischen Annahme einer anspringenden Konsumnachfrage wenigstens ein kleines Stückchen entgegen kommt. Die vielen Ungereimtheiten scheinen sie ohnehin nicht zu stören. Schließlich halten sie uns und die Medien wohl für sehr dumm.
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Man muß nicht mehr Pessimist sein, um schwarz zu sehen: Die Effekte der Doppelkrise: inflationäre Preissteigerungen und Kreditverknappung
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Die Weltwirtschaft ist derzeit einer doppelten Krise ausgesetzt, deren Folgen nicht ernst genug genommen werden können. Die eine Krise geht von stark steigenden Preisen für Nahrungsmittel und Energie aus und belastet die Massenkaufkraft der Verbraucher zum Nachteil der Binnennachfrage und Wirtschaftsentwicklung. China meldet heute einen Anstieg der Nahrungsmittelpreise in diesem Jahr um bisher 21 %. Das deutsche Statistische Bundesamt hat ebenfalls heute eine Steigerungsrate für März von 3,1 % bekannt gegeben (Abb. 14074), darunter Kraftstoffe 12,3 %, leichtes Heizöl 40,0 %, Strom 7, 2% , Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke 8,2 % (davon Nahrungsmittel: + 8,6 %). Besonders deutliche Preiserhöhungen wurden für Molkereiprodukte und Eier 23,9 %, Speisefette und -öle 15,9 %, Obst 11,0 % sowie Brot und Getreideerzeugnisse 8,7 % ermittelt. Auch Eurostat hat heute seine Inflationsrate für März mit 3,6 % veröffentlicht, wobei Deutschland mit 3,3 % ausgewiesen wird (Abb. 13391). Nicht überraschend sind die Neuzulassungen von PKW in der EU im März um 10 % gegenüber Vorjahr gefallen.


Der Ölpreis hat mit 111,22 Dollar pro Faß Brent einen neuen Rekord erreicht, eine Steigerung um 65 % in nur einem Jahr (Abb. 07198).

In Ländern ohne Mindestlohn und weitgehend eingefrorenen Renten, wie Deutschland, kommt die Massenkaufkraft besonders in die Klemme. In Frankreich dagegen ist der Mindestlohn (Smic) in 2006 und 2007 um insgesamt 5,1 % angehoben worden und wird jetzt zum 1. Mai für die 2,3 Millionen Betroffenen außer der Reihe um 2,3 % erhöht, gefolgt von der normalen Erhöhung im Juli. Die Vorsitzende der Industriellenvereinigung Medef signalisierte ihr Einverständnis mit dem Smic und verwies sogar darauf, daß er von einem Liberalen, nämlich Antoine Pinay, eingeführt worden sei. Wie anders ist da die Situation in Deutschland, in der es sich heute selbst der Bundespräsident nicht nehmen ließ, seine falschen Bedenken gegen einen Mindestlohn anzubringen!
David Roche, ein bekannter Wirtschaftswissenschaftler, erwartet heute in der Financial Times, daß die Kreditverknappung zu einer langen "Halb-Rezession" führen wird. Seit Ausbruch der Kreditkrise kommen Zentralbanken und Regierungen mit ihren Maßnahmen für etwa 70 % des neuen Kreditvolumens auf. Doch Kredite an den Nicht-Finanzsektor werden um 11 bis 12 % schrumpfen müssen, mit entsprechenden Folgen für Investitionen und Wachstum. Das wird die USA 5 % an Wirtschaftsleistung kosten und dort eine Rezession auslösen. Europa wird aus dem gleichen Grund 2 % an Wirtschaftsleistung verlieren (die deutsche war im letztvermessenen 4. Quartal 2007 gerade einmal um 1,75 % über Vorjahr). Global wird ein Kreditverlust von etwa 1,4 Billionen Dollar mit etwa 2,5 % an Wachstumsverlust zu Buche schlagen - keine Weltwirtschaftskrise wie 1929, aber eine graue, trübe Welt mit anhaltender Inflation und das über eine lange Zeit.
Seit mehr als drei Jahren schreibe ich nun gegen das aus der neoliberalen Globalisierung heraufziehende Unheil an - immer in der Hoffnung auf Korrekturen. Heute muß man nicht mehr Pessimist sein, um schwarz zu sehen.
Für mehr dazu siehe meine neues Buch „Globalisierung: Legende und Wahrheit".
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Internationale Umfrage: China größte Bedrohung der globalen Stabilität
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Nach einer neuen Umfrage des seriösen Harris Poll im Auftrag der Financial Times hat China die USA in Italien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien als größte wahrgenommene Bedrohung der globalen Stabilität überholt (Abb. 08138).

Innerhalb eines Jahres hat sich die Wahrnehmung in diesen Ländern und in USA erheblich zum Nachteil Chinas geändert (Abb. 08137).

Die Gründe sind vielseitig. Vor allem die Ereignisse in Tibet und die Bedrohung der Arbeitsplätze duch billige Chinaware haben diese dramatische Entwicklung produziert. Nach Mark Leonhard, Exekutivdirektor des Europäischen Rates für Auswärtige Beziehungen, war China über fünf Jahre die Geschichte wirtschaftlicher Chancen und ist eine Bedrohung von Tibet bis Dafur geworden. Gleichzeitig würden die USA angesichts des Abgangs von Bush weniger als Bedrohung wahrgenommen.
Hinzu kommt noch die von China mitausgehende Welle von Preiserhöhungen und die Belastung der Umwelt. China hat jetzt die USA als Klimakiller Nr. 1 überholt. Nach einem im nächsten Monat erscheinenden Bericht der Universität von Kalifornien sind die Emissionen Chinas unterschätzt worden und haben die der USA schon in 2006-2007 übertroffen. Die Studie warnt, daß der chinesische Emissionsaufbau die Emissionssenkungen der reichen Länder in den Schatten stellen würde. Die zusätzlichen chinesischen Emissionen würden mehrfach größer als die Kyoto Protokoll Beschränkungen sein. Dabei wird unterstellt, daß das derzeitige chinesische Energieeffizienz-Programm genauso scheitert wie die Vorgänger.
Für mehr dazu siehe Kapitel 6 meines neuen Buches „Globalisierung: Legende und Wahrheit".
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ZEW-Konjunktur-Indikator fällt wieder
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Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung befragt monatlich auf Umfragebasis 285 Analysten und institutionelle Anleger, wie sie die die Wirtschaftserwartungen einschätzen. Der Ausbruch der Kapitalmarktkrise hatte sie im August vergangenen Jahres in ein immer tieferes "Tal der Tränen" gestürzt. Der Wert verzeichnet im April nach einem erneuten Rutsch den zweittiefsten Stand seit 15 Jahren und liegt weit unter dem historischen Mittelwert (Abb. 04762).

ZEW-Präsident und einer der "Wirtschaftsweisen" Franz will trotzdem Mut machen: "Neue Höchststände des Euro und des Ölpreises trüben die Erwartungen wieder ein. Gleichwohl besteht derzeit kein Anlass zu stärkerem Konjunkturpessimismus. Ein Wachstum in Deutschland von 1,7 v.H. in diesem Jahr liegt nach wie vor in einer realistischen Größenordnung." Wie schön, daß es immer selbst für negative Daten optimistische Interpreten gibt, besonders in der Nähe der Bundesregierung.
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Die Sorgen der Menschen
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Das renomierte Harris-Institut hat im Auftrag der Financial Times wieder einmal die Sorgen der Menschen abgefragt. Ganz oben steht die Sorge vor steigenden Nahrungs- und Energiepreisen, gefolgt von mangelnder Kaufkraft, während hohe Steuern und Arbeitslosigkeit weiter unten rangieren (Abb. 13388).

Eigenartigerweise ist die Inflationsangst in Deutschland weniger stark als in allen anderen Ländern, bis auf Italien. Es scheint also nicht zu stimmen, daß die Deutschen eine Inflationshysterie seit der großen Inflation der 30er Jahre in ihren Genen hätten, wie der Oberwirtschaftsweise Rürup behauptet hat. Dementsprechend scheinen sich die Deutschen auch weniger Sorgen um die Massenkaufkraft zu machen, was im Widerspruch zu der gegenüber den Vergleichsländern wesentlich schwächeren Kaufkraftentwicklung steht. Ich vermute, daß der eine Teil der Deutschen inzwischen so gut dran ist, daß er sich keine Sorgen machen muß, während sich der andere Teil mehr als in anderen Ländern an Bescheidenheit bei seit Jahren stagnierenden Einkommen gewöhnt hat.
Dagegen ist die Angst vor Arbeitslosigkeit in Deutschland mehr als anderswo ausgeprägt. Auch die Angst vor hohen Steuern ist relativ stark.
Nach den Briten haben die Deutschen allerdings das wenigste Vertrauen in ihre Regierung, mit den derzeitigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten fertig zu werden (Abb. 13389).

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global news 1078 14-04-08:
Industrie-Entgelte pro Beschäftigten minus 0,5 %, pro Arbeitsstunde minus 2,1 %, Produktivität plus 3,9 %
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Das Statistische Bundesamt verbreitet mit seiner Überschrift "Verarbeitenden Gewerbe im Februar 2008" wieder nur die frohe Botschaft. Unterdrückt wird dabei, daß die Engelte verbaucherpreisbereinigt pro Beschäftigten um 0,5 % und pro Arbeitsstunde um 2,1 % zurückgegangen sind (Abb. 04009).

Dagegen stieg die Produktivität um 3,9 %. Die Arbeitnehmer haben also weniger als nichts vom Produktivitätszuwachs gesehen, den sich die Kapitaleigner einseitig angeeignet haben (und mehr als das) Wie da immer noch erwartet wird, daß zum Ausgleich des müde werdenden Exports, die Nachfrage der privaten Haushalte anspringt, ist mir schleierhaft.
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Die Weisheit des Ober-Wirtschaftsweisen
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Der Ober-Wirtschaftsweise Bert Rürup beruhigt uns im Tagesspiegel-Interview vom Samstag. Trotz Finanzkrise "wird das Wachstum in diesem Jahr, das kann man wohl sagen, bei etwa 1,7 % landen. Ein Problem ist aber die hohe Inflation - das Kalkül, dass der private Verbrauch zu einer kräftigeren Stütze des Wachstums in diesem Jahr wird, wird wohl nicht aufgehen. Denn die Teuerung zehrt die Lohnsteigerungen der Arbeitnehmer auf, ihre reale Kaufkraft stagniert womöglich nur." Der IWF ist da schon viel vorsichtiger und kommt nur auf 1,4 %.
Wie vor allem will Rürup seine Prognose erklären, wenn er gleichzeitig nicht mehr an den privaten Verbrauch als Konjunkturstütze glaubt und eine stagnierende Kaufkraft vorraussagt? Der Export wird es kaum noch reißen. Dennoch wendet sich Rürup gegen Lohnforderung zum Inflationsausgleich: "Allerdings ist es falsch, einen Ausgleich für die gesamte Preissteigerung zu fordern". Das paßt in der Realität alles nicht mehr zusammen, wenn vielleicht auch noch in der Ideologie.
Und dann wird es schlicht komisch. Auf die Frage "Reagieren die Deutschen auf Inflation besonders sensibel?" anwortet Rürup: "Ja, die Deutschen haben offensichtlich ein kollektives Langzeitgedächtnis. Es gibt kaum ein Land, wo die Furcht vor Inflation als Echo der Erfahrungen von 1923 so ausgeprägt ist. Die damaligen Steigerungsraten von bis zu 30 000 Prozent halten sich in der Erinnerung. Deshalb haben die Bürger auch so sensibel auf die vermeintlich angehobenen Preise bei der Euro-Einführung reagiert. Dieser mehr gefühlte als tatsächliche Makel haftet der Währung sogar noch heute etwas an." Erstens, ist eine gefühlte Inflation echt das, worauf es ankommt, nicht die von einem wenig repräsentativen Warenkorb ziemlich künstlich abgeleitete. Bei den Rentnern liegt sie jetzt bei etwa 6 % (Abb. 14074). Zweitens, zeigen die Großhandelspreise gerade die größte Steigerung seit 26 Jahren (Abb. 14122).


Wenn das die Kaufkraft wegfrißt, weil gleichzeitig die Löhne keinen Ausgleich für die hohe Inflation bringen sollen und die Rentner mit der kümmerlichen Rentenerhöhung von nur 1,1 % abgefunden werden, wo soll dann noch ein Wachstum von 1,7 % herkommen? Schon im 4. Quartal 2007 war das Wachstum auf nur noch 1,75 % gefallen, und das bevor sich auch nur Anzeichen der globalen Kreditkrise auswirken konnten (Abb. 14003). Die Nachfrage privater Haushalte sank sogar auf minus 1,6 % (Abb. 14123).


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global news 1076 11-04-08:
Großhandelspreise mit 7,1 % höchste Jahresteuerungsrate seit 26 Jahren
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Der Index der Großhandelsverkaufspreise lag nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes im März 2008 um 7,1% über dem Vorjahresstand (Abb. 14074). Dies war die höchste Jahresteuerungsrate seit Februar 1982 (+ 8,5%). Im Februar 2008 und im Januar 2008 hatte die Jahresveränderungsrate + 6,0% beziehungsweise + 6,6% betragen.

Besonders stark stiegen gegenüber März 2007 die Preise im Großhandel mit Getreide, Saaten und Futtermitteln (+ 52,0%). Milch, Milcherzeugnisse, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette waren um 23,5% teurer als im Vorjahr. Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze verteuerten sich auf Großhandelsebene um 13,2%. Für feste Brennstoffe und Mineralölerzeugnisse wurde im März 2008 gegenüber dem Vorjahr 18,8% mehr bezahlt.
Diese Entwicklung ist ein böses Omen für die weitere Entwicklung der Verbraucherpreise.
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Ackermann gegen Verschärfung der Bankenaufsicht
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Ausgerechnet Ackermann, der ein Millionen-Euro-Salair wegen angeblicher Profite der Deutschen Bank eingesteckt hat und nichts davon zurückgibt, nachdem die Verluste offensichtlich sind, wehrt sich nun als Chef des Institute of International Finance gegen schärfere Regulierung der Banken. Zunächst räumt er im Namen dieses internationalen Verbandes der 375 größten Finanzinstitutionen "wesentliche Punkte von Schwächen in den Geschäftspraktiken, einschließlich Bezahlung der Banker und des Risikomanagements" ein. Doch dann fügt er an: "Es wäre völlig falsch, wenn die Regierungen den Banken eine striktere Regulierung auferlegen würden." Nur zur Erinnerung: Der IWF erwartet etwa 1 Billion Dollar Schaden aus der derzeitigen Krise an den Finanzmärkten, was fast dem Jahresbetrag aller Löhne und Gehälter in Deutschland entspricht. Die Banken selbst haben schon 240 Mrd Dollar abgeschrieben.
Es ist gespenstisch, wenn man diese Unbelehrbarkeit gegen die Dimension der Krise spiegelt, die den Dollar allein seit Februar weitere 8 % seines Wertes gekostet hat (Abb. 13372) und dazu beiträgt, den Ölpreis in immer größere Höhen zu treiben (Abb. 07198), mit einem seit Februar wieder stark gestiegenen Interbank-Zins (Abb. 03718), was das mangelnde Vertrauen zwischen Banken zeigt.



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global news 1074 10-04-08:
Der IWF sieht nun auch schwarz
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Angeführt von einem scharfen Bremsvorgang in USA senkt der IWF nun auch die Wachstumsaussage für die Weltwirtschaft auf nur noch 3,7 % in 2008 mit wenig Verbesserung in 2009. Es gäbe eine 25 % Chance, daß das Wachstum in 2009 auf 3 % oder weniger falle, was einer globalen Rezession entspräche.
In realer also inflationsbereinigter Betrachtung wurde das Wachstum für die USA besonders scharf auf nur noch 0,5 % herabgesetzt. Unter den größeren Volkswirtschaft wird bei Deutschland mit einer Wachstumsabsenkung auf nur noch 1 % in 2009,neben den USA und Italien,die ungünstigste Entwicklung vorrausgesagt (Abb. 14121) Bei nur 1 % Wachstum entstehen keine neuen Arbeitsplätze mehr, weil der Produktivitätsfortschritt in jedem Fall höher ist. Interessanterweise hat die ARD in der gestrigen 20 Uhr Tagesschau die IWF-Prognose nicht gemeldet und statt dessen die mit 1,8 % bzw. 1,6 % Wachstum in 2008 bzw. 2009 rosigere OECD-Erwartung gemeldet - eine nicht untypische Einseitigkeit deutscher Medien zugunsten einer heilen Welt.

Ist das das, was die Bundesregierung, die Bundesbank und schlaue Wirtschaftsforscher noch vor wenigen Wochen Abkopplung genannt haben?
Der IWF schätzt die weltweiten Verluste des Finanzsektors auf fast 1 Billion Dollar oder 597 Mrd Euro (Abb. 03734). Das entspricht fast dem Jahreseinkommen aller deutscher Beschäftigter von 39 Millionen Menschen. Bei den Banken sollen die Verluste in Europa fast so groß wie in USA sein.

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global news 1073 09-04-08:
Die Kreditkrise, der deutsche Export und die Wirtschaftsbeurteilung der Deutschen
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Die Kreditkrise hält an. So ist der Interbankenzins mit 0,74 % über dem EZB-Diskontsatz trotz aller gewaltiger EZB Liquiditätsspritzen weiterhin ungewöhnlich hoch (Abb. 03718).

Die Versicherungsprämie für die Junkbonds ist zwar etwas heruntergekommen, liegt aber immer noch um 3 % über dem Niveau vor der Krise (Abb. 03636).

Der Wert der US hypothekenbesicherten Papiere ist weiter gefallen (Abb. 03681).

Der deutsche Export scheint ebenfalls Spuren der Krise zu zeigen. Der Trend der letzten Monate ist preisbereinigt ziemlich flach (Abb. 14119), mit einem Rückgang gegenüber dem Vormonat im Februar um 0,6 %. Die heutige frohe Botschaft des Statistischen Bundesamts mit der Überschrift "Deutsche Ausfuhren im Februar 2008: + 9,0% zum Februar 2007" ist irreführend veraltet, zumal der Wert nicht preisbereinigt ist. Daher liegt auch SPIEGEL falsch wenn er schreibt: Experten werden nicht müde, die Gefahren des teuren Euro für die deutschen Unternehmen zu beschwören. Allein - sie werden jeden Monat aufs Neue durch die Zahlen des Statistischen Bundesamts widerlegt. Die Ausfuhren stiegen im Februar abermals um neun Prozent.

Der Ausblick der Deutschen auf die wirtschaftlichen Verhältnissen ist nach der heute veröffentlichten Forsa-Umfrage wesentlich pessimistischer geworden. 55 % gegen 20 % beurteilen die Lage pessimistisch (Abb. 14120).

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global news 1072 08-04-08:
Schon 240 Mrd Dollar abgeschrieben
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Die Banken haben jetzt etwa 240 Mrd Dollar abgeschrieben. Allerdings wird mit mindestens 400 Mrd Dollar an Verlusten gerechnet (Abb. 03733).

Deutsche Banken sind dabei bisher mit etwa 40 Mrd Dollar vertreten (Abb. 03732) oder etwa 17 %. Das ist angesichts der sonst relativ geringen Präsenz deutscher Banken unter den Investmentbanken ein überproportional hoher Anteil und zeigt die besondere Naivität, mit der sie hier gezockt haben. 40 Mrd Dollar entspricht übrigens in Euro umgerechnet den durchschnittlichen Jahresarbeitseinkommen (netto) von mehr als 1,4 Millionen deutschen Arbeitnehmern.

Bei einem reinen Tisch kämen allein auf die deutschen Banken nach Einschätzung der Bankenaufsicht, einschließlich der schon vorgenommenen, bis zu 60 Mrd Euro an Abschreibungen zu (zur Erinnerung: Der Streit um die Minirentenerhöhung geht um 9 Mrd Euro verteilt über zwei Jahre).
Für mehr dazu siehe Kapitel 4 meines neuen Buches „Globalisierung: Legende und Wahrheit".
(bitte auch Startseite besuchen)global news 1071 07-04-08:
Industrieproduktion im Februar 2008
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Die deutsche Industrieproduktion ist im Februar gegenüber dem Vormonat noch um 0,3 % gestiegen (Abb. 04306).

Der Bundeswirtschaftsminister kommentiert aber erstmals deutlich vorsichtiger: "Die zuletzt schwächere Entwicklung der Bestelltätigkeit in der Industrie sowie eine infolge des milden Winters zu erwartende geringere Frühjahrsbelebung beim Bau sprechen allerdings dafür, dass die Aufwärtsdynamik im Produzierenden Gewerbe in den kommenden Monaten weniger stark verlaufen dürfte."
Besonders ungünstig entwickelt sich weiter die Konsumgüterindustrie, wo die Produktion im Februar um 1,5 % zurückgefallen ist und praktisch schon seit Beginn letzten Jahres stagniert. Das entspricht dem schlechten Zustand der Nachfrage privater Haushalte und des Umsatzes des Einzelhandels.
(bitte auch Startseite besuchen)global news 1070 07-04-08:
Die Lohndrücker sind wieder unterwegs
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Wenn Arbeitnehmer mit Lohnforderungen inflationsbedingte Einkommensverluste vermeiden wollen, melden sich prompt EZB-Präsident Trichet und die EU-Finanzminister und warnen vor Lohnsteigerungen, die sie für unangemessen halten. So jetzt beim Treffen in Slowenien. Nur Deutschland darf wegen des Nachholbedarfs in diesem Jahr eine Ausnahme sein. Die Wahrheit ist allerdings: Alle anderen Eurozonenländer sind dringend darauf angewiesen, daß endlich die Nachfrage der privaten Haushalte in Deutschland auch für ihre Waren anspringt. Seit 2003 haben sich die deutschen Einfuhren aus der Eurozone erheblich schlechter entwickelt als die Ausfuhren dorthin (Abb. 13386).

Die ausdrückliche Ausnahme für Deutschland ist ziemlich lächerlich. Denn die deutschen Löhne und Gehälter haben inflationsbereinigt seit 2000 bis zum 4. Quartal 2007 bereits 14 % gegenüber dem Durchschnitt der anderen Alt-EU-Länder verloren; Italien fehlt hier, da keine Daten für 2007 vorhanden sind (Abb. 13385, 12990). Auch in diesem Jahr werden im Durchschnitt die deutschen Löhne und Gehälter kaum über der gewaltig angesprungenen Inflationsrate liegen.


Warum melden sich EZB und Finanzminister eigentlich nicht, wenn die Unternehmensgewinne exorbitant steigen und so die Inflation anheizen, weil bei solchen Gewinnen eigentlich die Preise gesenkt werden sollten? Oder wenn die Besserverdiener, bei Ackermann angefangen, wieder einmal zuschlagen?
Für mehr dazu siehe Kapitel 3 meines neuen Buches „Globalisierung: Legende und Wahrheit".
(bitte auch Startseite besuchen)global news 1069 05-04-08:
Europas Wirtschaftsschicksal läßt sich nicht von dem der größten Weltwirtschaft abkoppeln
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Die USA rutschen immer mehr in die Rezession. Die Beschäftigung sank im März um 80.000, der dritte monatliche Rückgang in Reihe (Abb. 05096). Die Arbeitslosenrate stieg auf 5,1 %, der höchste Wert seit September 2005 (Abb. 05097).


Zwei neue Wirtschaftsdaten von heute zeigen, wie illusionär die Erwartung ist, eine Wirtschaftskrise in USA würde nicht zugleich starke Spuren in Europa und besonders der Eurozone hinterlassen. So ist nach den heutigen Zahlen für den Auftragseingang der deutschen Industrie saison- und arbeitstäglich bereinigt gegenüber dem Gipfel im November 2007 schon ein Minus von 2,4 % festzustellen, wobei die Auslandsaufträge mit minus 3,7 % besonders stark gefallen sind. Die Aufträge der deutschen Konsumgüterindustrie stagnieren wegen des schlechten Nachfrage privater Verbraucher bereits seit April vergangenen Jahres (Abb. 04569).

Gefallen ist im Februar auch der Umsatz des Einzelhandels in der Eurozone (Abb. 12378). Deutschland rangiert hier am Ende des Vergleichsfeldes. Das gleiche gilt für die längerfristige Entwicklung, bei der nur Italien noch weiter hinten liegt (Abb. 12922).


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global news 1068 04-04-08:
Teilweise Entglobalisierung des Nahrungsmittelhandels?
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Die Nahrungsmittelpreise steigen gespenstisch, in Deutschland im März um 7,3 bis 9,6 % gegenüber Vorjahr je nach Bundesland. Betroffen sind vor allem die Armen in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Der Index für Nahrungsmittelpreise der Welternährungsorganisation lag Ende vergangenen Jahres beim 1,9-Fachen des Standes der Jahre 1998 bis 2000 (Abb. 03731). Der Reispreis ist seit Mitte vergangenen Jahres von etwa 300 Dollar pro Tonne auf 750 Dollar pro Tonne hochgesprungen (Abb. 03730). Ähnliches spielt sich beim Preis von Sojabohnen ab (Abb. 07212).



Einerseits steigt der Bedarf von großen Schwellenländern, vor allem China und Indien. Andererseits treibt die Spekulation sowie der Anbau für die Biospritproduktion die Preise hoch.
Nun ziehen einige Länder handelspolitische Notbremsen. So hat Ägypten ein Exportverbot für Reis verhängt, ebenso Indien (mit Ausnahme von Besmati-Reis). Auch hocheffiziente Nahrungsmittelexporteure wie Argentinien und Vietnam begrenzen die Exporte. So senkt der drittgrößte Reisexporteur Vietnam die Exporte um 11 %. Die Ukraine setzt dem Weizenexport Grenzen. Damit werden Liberalisierungen zurückgedreht, die unter dem Druck des IWF in den 80er und 90er Jahren eingeführt wurden. Nach Ansicht des indischen Handelsministers ist die Nahrungsmittelverknappung das dringendste handelspolitische Problem geworden. Die Vorräte an Nahrungsmittel seien nie niedriger als heute gewesen.
So zeigen sich neben der globalen Kreditkrise auch hier Sprünge im neoliberalen System der Globalisierung.
(bitte auch Startseite besuchen)global news 1067 03-04-08:
Wo bleibt denn der angekündigte Konsumboom, Herr Bundeswirtschaftsminister?
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Der Bundeswirtschaftsminister redet seit langem vergeblich den Konsumboom in Deutschland herbei. Erst am 18. März erklärte er uns per Presseerklärung: „Hinsichtlich des privaten Konsums senden eine Reihe von Indikatoren zu Jahresbeginn positive Signale aus. So erhöhten sich die Einzelhandelsumsätze ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und Tankstellen von Dezember auf Januar preis- und saisonbereinigt um 0,7 %." Und am 20. März zur wirtschaftlichen Lage: „Auch beim Absatz von Pkws, gemessen an der Zahl ihrer Neuzulassungen, deutete sich zuletzt im Februar sowohl im Verlauf als auch gegenüber dem Vorjahr eine leichte Belebung an. Angesichts dieser positiven Entwicklungen am aktuellen Rand hellte sich auch das Geschäftsklima im Einzelhandel im Februar außerordentlich kräftig auf." Sowohl die Hinweise auf die Zulassungen wie die auf den Einzelhandel waren reine Seifenblasen.
Die Seifenblase zu den PKW-Zulassungen hatte Verbandschef der deutschen Automobilindustrie Matthias Wissmann zugeblasen. Dieser (CDU), früherer Bundesminister für Forschung und Technologie und dann Bundesminister für Verkehr (erinnert man sich noch?) erklärte beim Genfer Autobilsalon stolz: „Die deutschen Neuzulassungen haben im Februar 2008 um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Wenn sich der Trend fortsetzt, machen wir zunehmend Schritte auf dem Weg aus der Talsohle heraus". Was sowohl Bundeswirtschaftsminster wie Wissman gerne vergessen haben: Die Vorjahresmonate waren die schlechtesten wegen der auf Dezember 2006 wegen der bevorstehenden MWSt-Erhöhung vorgezogenen Käufe und damit für einen Vergleich total ungeeignet. Die Rechnung kommt nun mit den März-Zulassungen. Die nämlich liegen um 14 % unter dem Vorjahr und der Trend ist weiter negativ (Abb. 14061). Dabei wär der Monat März immer der Spitzenmonat in den PKW-Zulassungen.

Auch der optimistische Hinweis auf den Einzelhandel war eine reine Seifenblase. Denn die Realität ist umgekehrt. Der seit mehreren Jahren schon bestehende negative Trend setzte sich im Februar 2008 fort (Abb. 04943). Anderes war eigentlich nicht zu erwarten. Begreift vielleicht der Bundeswirtschaftsminster, daß es zu einer echten Kehrtwende mehr Geld in den Taschen der Verbraucher braucht?

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global news 1066 02-03-08:
Schlapper Frühjahrsaufschwung am Arbeitsmarkt
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Selten war ein Arbeitsmarktbericht so widersprüchlich. Auf der einen Seite der übliche Triumphalismus. Das fängt mit der Bundesagentur für Arbeit selbst an: "Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiter auf Wachstumskurs, der allerdings etwas an Dynamik verloren hat. Auf dem Arbeitsmarkt ist aber keine Abschwächung zu erkennen. Die Arbeitslosigkeit ist im März deutlich gesunken. Die Beschäftigung wächst weiter, und die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften bleibt auf hohem Niveau."
Wie üblich vollmundig der Bundesarbeitsminister unter der Überschrift "Zahlen, die Mut machen": "Erneut gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt: über 617.000 weniger Arbeitslose als vor einem Jahr, 110.000 weniger gegenüber dem Vormonat. Vollbeschäftigung in Deutschland ist möglich. Sie wäre erreicht, wenn niemand länger als ein Jahr arbeitslos wäre" (man beachte die Umdefinition der Vollbeschäftigung!).
Andererseits aber sickert durch die Ritzen der Agentur durch, daß eben doch eine Abschwächung zu erkennen ist, nur daß sie eben im Kleingedruckten gesucht werden muß:
- "Der gemeldete
Stellenbestand hält sich auf hohem Niveau, allerdings mit rückläufiger Tendenz". Dahinter verbirgt sich der Skandal, daß die Bundesagentur viel zu lange wachsende Zahlen von
Stellenangeboten gemeldet hat, während die Tochter IAB schon seit dem Frühjahr letzten Jahres rückläufige Zahlen meldet.
- "Die Arbeitslosigkeit hat sich von Februar
auf März um 110.000 auf 3.507.000 verringert. Ein Rückgang ist in diesem Monat üblich; er fiel etwas schwächer aus als im März 2007. Saisonbereinigt errechnet sich ein Minus
von 55.000, nach -74.000 im Februar und -90.000 im Januar" (also immer weniger Rückgang!).
Was ist nun wirklich geschehen?
1. Unbereinigte Zahl der Beschäftigten und Arbeitslosen
Die so wichtige Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat in den 4 Jahren seit Januar 2004 nur um knappe 2,1 % zugenommen (Abb. 04008). Erst recht zeigt sich eine enttäuschende Entwicklung, wenn man langfristig mit 1995 vergleicht. Da ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an allen Beschäftigten von 75,0 % in 1995 auf nur noch 68,4 % im Januar 2008 zurückgefallen (Abb. 14011). 2,15 Mio sozialversicherungspflichtig Beschäftigte übten zusätzlich einen geringfügig entlohnten Nebenjob aus - gegenüber dem Vorjahr 199.000 oder 9,9 % mehr -, was die teilweise minderwertige Qualität auch der versicherungspflichtigen Beschäftigung zeigt.


Die unbereinigten Zahl der Arbeitslosen sank im Januar der Jahreszeit entsprechend auf 3,5 Mio (Abb. 04595). Gegenüber dem Vorjahresmonat ging die Arbeitslosigkeit um 14,6 % zurück, im März 2007 lag der Rückgang noch bei 17,5 % (Abb. 14042).


2. Saisonbereinigte Zahlen
Bei der Arbeitslosigkeit errechnet sich saisonbereinigt im März ein Rückgang von nur noch 55.000, wesentlich weniger als in den Vormonaten Januar (-90.000) und Februar (-74.000), wobei nicht klar ist, warum der Abbau an Arbeitslosigkeit in den letzten Monaten immer erheblich größer sein soll als der Aufbau an Beschäftigung.
3. Struktur-Effekte der Beschäftigung: Mc Jobs
Abb. 04922 zeigt, in welchem großem Umfang der Rückgang der Arbeitslosigkeit durch prekäre Arbeitsverhältnisse und die demographische Entwicklung bestimmt ist.

Gerade die unsicheren, zeitlich begrenzten Arbeitsverhältnisse werden teilweise sehr schnell wieder verschwinden, wenn sich die Konjunktur - wie erwartet wird - weiter abschwächt. Die negative Entwicklung des deutschen Einzelhandelsumsatzes (Abb. 04943) bei wachsenden Problemen im Export läßt das Gerede vom "Wachstumskurs" ziemlich hohl klingen.

Diese Struktureffekte zeigen sich auch im Auseinanderklaffen der Zahl der Arbeitslosen und der Arbeitslosgengeldempfänger, von denen nur 56,5 % als arbeitslos registriert werden (Abb. 04980); vor einem Jahr wurden noch 62,9 % registiert.

4. Internationaler Vergleich
Auf der Basis der letzten Eurostat-Erfassung für das 3. Quartal 2007 verzeichnet Deutschland den höchsten Anteil an Langzeitarbeitslosen in den Alt-EU-Ländern (Abb. 04022).

Auch sonst ist im internationalen Vergleich die deutsche Arbeitslosigkeit auf dem 15. Platz von 18 Vergleichsländern immer noch sehr hoch, zumal alle größeren bis auf Frankreich wesentlich niedrigere Raten haben (Abb. 04068). Angesichts des deutschen Dauertriumphes bei den Arbeitsmarktdaten sollte man die der Nachbarn zur Ernüchterung im Auge behalten.
